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Im dunklen Wald

Ah - dat tut gut. Endlich ma wieder Ruhe. Hier besonders.

Eigentlich gips gar nix zu erzählen. Ich steh hier nur grad in einen sehr dunklen Wald rum und komm nich mehr weiter. Und weil ich nix Besseres zu tun hab, dacht´ich, schreibse ma paar Zeilen auf. Zur Sicherheit. Und dann hasse wat zu tun, dacht´ich. Zur Ablenkung.

Et isja auch ma ganz schön, wenn ich ma´n paar Tage keine Katastrophen fabrizier, ne? Normal erzähl ich ja meistens nur, wenn wat schief geht. Da gibs aber nix zu berichten. Et läuft sozusagen ganz gut. Also... ziemlich gut. Für meine Verhältnisse.

Ich hatte ja letztens die Meisterprüfunk für´n Bauern gemacht. Und wie ich die Felder letztes Mal abgeerntet hatte, dacht´ich so - komm´, dacht´ich, machse ma en paar Tage wat inne Stadt. Getz bisse hier schon ne ganze Weile unterwechs, dacht´ich so für mich, da kannze dat Stadtvolk auch ma en bissken besser kennen lernen. Wie die wohl so sind und wat man tun darf und wat nich. Dat war so meine Idee gewesen, wie ich ma wieder auffe Felder an´t Stehen war. Als Belohnug für en Meistertitel als Landwirt, gehse endlich ma richtich auf Stadturlaub. Dacht´ich damals, als ich letztes Mal auffe Felder war. In mein Garten.

Mein eigenen. Mit Türschloss dran und Zaun drumrum. Und nich, wie hier in diesen dunklen, schaurigen Wald, ganz alleine mit die vielen Krabbelviechers und Trolle und Wölfe überall. Und diese fiese Wurzel hier sieht aus, als ob die mich anguckt.

Getz is mich ja die gesamte Hanfplantage irgendwie verdorrt, wie ich letztes Mal so lange inne Stadt hängen geblieben war. Dat wollt´ich eigentlich gar nich erzählen. Allet vertrocknet. Bissken peinlich für so´n Meister, aber wat willze machen? Ich kann mich ja nich aufteilen. Und irgendwie war ich inne Stadt hängen geblieben. Die braucht´ ich ja eigentlich als Setzlinge für de nächste Ernte. Nu isset allet hin. Aber wer braucht auch schon Hanfsetzlinge? Und dann noch ne ganze Plantage voll. Mist... Ich denk, lässte ma besser dat Land unbestellt, gehse ma dat Lager in Ruhe aufräumen und kochen kannze auch noch jede Menge und bisse erstma die ganzen Kakaobohnen trocken has, da frachse dich ma rum, wat den gescheitesten neuen Beruf für dich is. Ob ich dat überhaupt könnte, kann ich ja immernoch auprobieren und wo ich dann dat ganze Zeuchs herkriegen soll, wat ich alle nich selber machen kann, müsst´ich ja auch ma rausfinden und sowat allet hatt´ ich mir vorgenommen. Ein zweitet Standbein inne Stadt, wollt´ich schon lange haben. Kochen tu ich ja normal nur für mich selbst. Such dir ma´ en neuen Beruf, dacht´ich. Machma wat Vernünftiges.

Jo. So dacht´ich mir dat. Und dann gabs Valentinstach inne Stadt. Irgendeiner hatte mich vorher gesteckt, dat ich mich gut ausruhn sollte. So nach den Motto: Dat würd anstrengend werden an Valentinstach, inne Stadt. Hier wär richtich wat gedroschen. Mehr dürfte man aber nich sagen. Ich denk, ja denn man tau, die traun sich hier wat.

Inne Öffentlichkeit Valentinstach feiern. Mit Ferkeleien wahrscheinlich. Dat kuckse dich an. Ich hab sogar extra mein bestes Zeuch angezogen und mir´n Blumekranz ummen Hals gelegt und einen auf´n Kopp gesetzt. Dat muss ausgesehen haben, wie auf´n Friedhof geklaut. Ich hab mich richtich in Schale geschmissen. Und dann heisstet mittachs, wie ich so aufgetakelt aufn Marktplatz komm, man könnt´ wat finden unterwechs. Dat wär dat Event heute: Man müsste heute zur Feier des Tages ausgiebig spazieren gehn. Auch ruhig einmal rund um den ganzen Pudding drumherum, auch draussen. Überall gäbs wat Tollet zu finden.

Und ich hab natürlich nix Besseers zu tun, als wie sofort loslaufen, ne? Wat auch sonst? Dafür war ich ja extra hergekommen. Den ganzen Tach lang bin ich rumgelaufen, Hände inne Buxentasche und immer fein flanieren wie die Städter dat so tun. Und grüßen, natürlich. Und Winken. Ich hab mich dat so abgeguckt. Dat machen die hier so. Und ich will ma kucken, ob ich dat auch hinkrich. Ich komm abends wieder an´ Marktplatz an, Füße bald an Platzen vor lauter Spaziergehen und ich denk noch - Mensch, dat war ja ma richtich schön, den ganzen Tach lang spazieren gehn. Hasse auch lange nich mehr gemacht. Warum eigentlich nich? Bis ja sonst immer unterwechs von ein Acker nach en andern, inne Stadt rein und wieder raus an´t Laufen. Dat findse normal voll doof. Kannze demnächst auch einfach spazierngehn. Dat isja von Gefühl her ganz anders. Dacht´ich so in mein valtinsverrückten Kopp...

Und nu ?, denk ich, wie ich mich die Füße an massieren bin auf´n Marktplatz. Getz hab ich dat halbe Lager volliegen mit bunte Bömbskes in Babyfarben und dicke rote Herzen, die immer nix drin hatten, wenn ich ma eins aufgemacht hab. Ich denk auf einmal, wat will ich denn getz überhaupt damit? Ob sich dat rumlaufen überhaupt gelohnt hat? Die Stiefel sind auch bald hin vonne Rumlatscherei. Aber da kam ich späters erst drauf. Vorher war ich noch irgendwie so auffe rosa Wolken an wandern.

Und wie ich schon wieder ganz stadtleutemässig in mein Valtinsrausch auffen Marktplatz an´t Rumschummeln bin, konnt´ ich auf einmal gar nich mehr genuch kriegen. Ich hab nur so´n Zeuchs gekauft, wat ich gar nich wirklich brauch, aber ich wollte auf einmal wat anders kochen, als wie immer nur Brötchen und Pilze. Zur Feier des Tages mal wat richtich Feinet essen, dacht´ich.

Dat wärs getz. Sparbuch raus und einkaufen.

Et is Valentinstach inne Stadt - Wat kost´ die Welt?

Und plötzlich kreuzt so´n Spitzohr auf, ganz in schwarzet Leder eingepackt, hauteng, richtich lecker zum Angucken und irgendwie komm´ wir zwei beide ant Verhandeln über exotische Zutaten. Und ich denk mich da gar nix dabei, wie se mich von Marktplatz weg nach et Lagerhaus hin zieht. Et war ja auch schon dunkel. Und wie se am Lager plötzlich gar nich mehr so viel zu verkaufen hat wie vorher gesacht war, aber dafür würds jetzt teurer werden, da bin ich immer noch wie benebelt mit ihr zugange statt abzuhaun und wir handeln so hin und her und ich sach noch: "Boah, da machse ja richtich Gewinn bei dat Geschäft!" - und ich war trotzdem noch drauf und dran, ihr so´n albernet Herz mitzugeben, wie se mich grade über´t Ohr an Hauen is.

Ich hab dat ja gemerkt. War mir aber total egal. So war ich mit Valentin in Kopp zugange. Oder et hat an ihr gelegen, dat kann ich getz gar nich so sagen. Und ich denk, Scheiß drauf, denk ich, is Valentinstach und ich spiel dat Spielchen mit. Ich bin ja nich blöd und rechnen kann ich wohl. Dann hab ich mich fein einwickeln lassen von dat Schlitzohr und viel zu viel bezahlt, aber is ja auch wat ganz besonderet heute, dacht´ich. Und ärgern tut mich dat auch nich. Ich war bei Elfens noch wat schuldich. Und getz bin ich mit Elfens auch wieder quitt. Se hatte mich ja sogar vorher gewarnt. "Sie wär´ nich so der Typ Baumschmuserin", hat se gesacht. Getz weiss ich ja, wie se dat gemeint hat. Eiskalt abgezockt hat se mich. Aber schön wars. Tzäh, do. Elfen... Immer dat Gleiche. Die sind ganz anders. Dat merkse bloss immer erst, wenn se wieder wech sind.

Ja, egal. Ich hatte ja gekricht, wat ich wollte, nur nich so viel und dafür teurer. Tachs später sitz ich auf´n Marktplatz rum, mit Durchfall von die Elfe ihre Luxustintenfische. Und einen Schmacht hatt´ ich den ganzen Tach, dat war die reinste Völlerei. Und tatterige Finger von meine Dunkelbohnenüberdosis hatt´ ich auch. Und ganz städtisch bin ich nach Sonderangebote bei Alrik an´t Schummeln als ich plötzlich merk, dat ich dat ganze Gedrisse erstma in et Lager schleppen muss, eh ich dat nich mehr tragen kann. Vollgepackt wie´n Esel renn´ ich da doch mitten auffe Kreuzung vor´n Schild. Mit´n Gesicht direkt davorgelaufen. Blind wie ich bin. Nase geprellt und ne Beule geholt, aber wie ich so nah davorsteh, konnt´ ich erkennen, wat auf dat Schild drauf steht. Da hat sich tatsächlich einer ne Schnitzeljagd ausgedacht und den ersten Hinweis mitten auffe Hauptverkehrskreuzung versteckt. Ich sach nur: Städter. Nix als Unfug innen Kopp und nich für drei Meter voraus denken.

Schitzeljagd will er spielen. Mit Preisgeld. Und dafür stört der hier die öffentliche Ordnung. Dat is so´ne Art Wettwandern mit Raten und Suchen, denk ich noch, wie ich die Nase wieder aus dat verbeulte Schild an Puhlen bin. Kurz mit´n Ärmel drübergewischt, konnt´ man nix mehr sehn von mein Malheur. Auf´n Schiild jedenfalls nich. Sowat hab ich ja schon lange nich mehr gemacht, denk ich. Dat is´n bissken wie Blaubeernflücken wenn die andern auch unterwegs sind. Und müde wie ich bin, hol ich mir die Startnummer mit en Hinweis drauf, wo´s losgeht und ich denk so in´t Einschlafen: Ach, dat is ja ma einfach. Komm, denk ich: Da machse mit. Dat machse mit links. Zeichse dat Stadtvolk ma, wat en Bauer sich auskennt da draussen.

Morgen früh gehse gleich los.

Joa. Dat war vorgestern.

Und getz steh ich hier in en Wald, wo ich mich nich auskenn. Andauernd verlauf ich mich. Dat is mir ein klein bissken unheimlich, muss ich sagen. Und so langsam frag ich mich, ob sich dat wohl lohnt. Die neuen Stiefel sind auch schon wieder ganz abgelatscht. Und ich sitz hier fest und bin schachmatt.

Wat sich aber auf jeden Fall gelohnt hätte, wär´ ne Schüppe mitzunehmen. Hab ich aber nich. Getz kann ich dat wilde Wasabizeuchs hier ganz bauermeisterlich von Hand ausbuddeln, statt wie ´n Gärtnergeselle doppelt so schnell mitte Schüppe auszuheben. Hasse super geplant, denk ich, wie ich in den Wald an rumirren bin, bis ich hier an diese fiese Wurzel einfach nich mehr weiter kann. Wat machse auch mit bei so´n Tünneff? Getz musse hier übernachten. Und die usselige Wurzel da sieht echt gruselig aus. Tzäh, do. Stadtvolk... Die kommen auf Ideen. Wandertage ! Als ob die nix Bessers zu tun hätten. Und unsereins steht wie den letzten Trottel mitten in den dunkelsten Wald, wo ich nix sehn kann und weiss gar nich mehr, wat ich eigentlich hier wollte. Schnitzeljagd - Mannomann... Ich Eumel.

Richtich unheimlich, auf wat für´ne Ideen man in so´n düstern Wald kommen kann. Ich hör plötzlich vor mein geistiget Ohr, wie mich eine Stimme aus et Dunkel zuflüstert, "ich sollte wohl besser ´ne Schusterlehre anfangen, statt hier wie doofgesoffen rumzutorkeln." Ich denk, Wat?? "Damit ich ma wieder wat Sinnvolles zu tun hätte", schimpft se mich an, die Stimme in mein Ohr. "Und Stiefel bräucht ich sowieso andauernd neue", meint se so von oben herab. "Soviel wie ich hier im Wald kaputttrampeln würde, dat würd´ auf keine Kuhhaut gehen", meint se. "Schuster sollt ich gefälligst werden und dann bloss bei meinen Leisten bleiben." Mit ein kleinet Echo dabei war dat ganz schön beeindruckend.

Und ich die ganze Zeit an´t Gucken, wo die Stimme herkommt, seh aber nix und - zack- is die Stimme auf einmal auch wieder weg. Als ob ich mir dat nur eingebildet hätte. Und keiner da, der auch wat gehört haben könnte. Ich glaub, dat dat den Geist von irgendso´ne Baumschmuserin war, der mich dat zugeflüstert hat. Die hat dat wahrscheinlich als guten Rat gemeint, wie se mich so hilflos sah. Oder vielleicht issat der ihren Humor und die wollte mich bloss veräppeln. Ich kenn mich mit Elfens ja nich aus. Aber wenn dat sowat wie ne gute Fee gewesen sein soll, dann war die vielleicht selbst auch umgeschult und hatte vorher auf ihren eigenen Rat gehört, dat gute Fee wohl dat Optimale für sie wäre? Ob dat dann wohl klug is, auf die zu hören? Man weiss et einfach nich, bis mans ausprobiert hat...

Ich bin grad en bissken bange, hier in Dunkeln, muss ich zugeben. Sobald ich wieder laufen kann, geht dat erstma Ruckzuck hier raus aus den Wald. Wat ´ne bekloppte Idee, hier ohne Laterne reinzugehen. Hoffentlich find ich den Weg morgen und dann sind mir die Wasabis unterwechs auch egal. Dat solln ma die andern machen. Dat is hier nix für mich. Schon gar nich, ohne Schüppe.

Und wenn ich aus diesen schrecklichen Wald wieder raus bin, zersäg ich erstma´n paar Bäume, damit ich den Kopp wieder klar kriege. Dat sag ich aber hier lieber nich laut. 30 Bäume und ´ne Säge hab ich mit in den Wald reingeschleppt, ich Schlaumeier. Und getz sitz ich hier wie festgewachsen auf ´ne gruselige Wurzel und hab dat Gefühl, den ganzen Wald guckt mich böse an.

Ne Laterne wär mir getz viel lieber als die olle Säge.

Und´ ne Landkarte.

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