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Auf´n Kulturtrip


Jou, ich schon wieder. Da staunse, wat? Wat soll ich sagen? Ich hab´n bissken Zeit.

Ich sitz hier schon seit Tage in´t Holzfällerlager rum und säch meine gekauften Bäume klein. Da bisse nach zwei, drei Bäume immer gleich wieder schachmatt. Hasse also zwischendurch viel Zeit zum Nachdenken. Um nich zu sagen, man hätte nix zu tun.

Und ich denk, dann schreib doch ma einfach wat im Tagebuch, watte grad so machs. Wennze schomma die Zeit dafür übrich has. Dat Warten auf et nächste Bütterken is getz nämlich nich so richtich tagesfüllend. Dann kannze auch ma zwischendurch wat Sinnvollet machen. Dat könnt´ sonst auch so aussehn, als ob man nix zum Tun hätte. Also schreibse ma einfach auf, watte grad so machs. Dat dacht´ ich so für mich hin.

Letztens. Und dann kam ich doch erstma kurz im Grübeln. Ich denk, "Wat mach ich hier eigentlich?" Und dann kam ich wieder drauf.

Ich sach ma, dat grobe Thema is "Planung". Et is nämlich so: ... Oder wie soll ich dat getz am besten sagen? Weil - man will sich ja auch nich unbedingt so 100%ich festlegen, ne? Sonst stehse nachher doof da, wenn dat doch nich klappt. Und man muss ja auch mitte Füße an Grund bleiben, wenn man die Flausen im Kopp kricht und plötzlich Kunst und Kultur entdeckt und sowat alle. Aber, wat soll ich lange um den heißen Brei drumherumreden?

Et hat sich wat getan in mein Leben. Oder besser: Ich hab et getan.

Ich hab mir endlich dicke Winterklamotten gekauft. Ja, jetzt im Mai! War trotzdem nich billiger.

Bis getz hatt´ ich immer die Ausrede, ich hätte nix Passendes zum Anziehn, wenn ich mich vor de nächste Wanderschaft drücken wollte. Dat zählt getz ab sofort nich mehr. Die Winterklamotten sind getz da und warten quasi drauf, dat se benutzt werden. Nu muss ich mir wat Neuet einfallen lassen, damit ich nich losziehn muss.

Und ich dachte, dat kann man vielleicht am Besten beim Holzhacken machen. Da bisse anne frische Luft. Da hasse wat zum Anpacken. Und Zeit hasse zwischendurch auch. Gehse ma im Busch, hacksn bissken Holz klein und denks dir ma wat Neuet aus. Wat dir zu de Winterklamotten so einfällt.

Und getz sitz ich hier. Dutzendweise Bäume in´t Gepäck, die wollen alle kleingesächt werden. Und´n Auftrach für ´ne ganze Tonne Hanf hab ich auch vorher noch angenommen. Und dat vorbestellte Gras muss ich nächstes Wochenende auch noch abliefern. Und kochen muss ich auch ma wieder. Und backen. Und ich Eumel hab auch noch wat von meinen Privatsaft verkauft. Den muss ich unbedingt bald nachfüllen.

Durst isja bekanntlich schlimmer als wie Heimweh. Und wat fällt dich sonst noch ein?, frach ich mich noch nebenbei. Achja: Der Baumwollpreis is grad ganz gut. Da könnze vielleicht wat bei verdienen.

Vor lauter Malochen kommse auch manchma zu nix. Kennze, ne? Und dat wollt´ ich ma en bissken besser planen. Damit dat endlich ma wat wird. Also Holzhacken is nu nich so richtich meine Erfüllunk, sach ich mal.

Zwischendurch kann man dat ma machen, aber da kann ruhig nochwat kommen. Deswegen war dat Thema heute im Groben "Planung".

Et is ja auch so:

Man kann sich ja auch ma wat sagen lassen und vielleicht wat Neuet dabei lernen. Quatschte ma´n paar Leute an, dann kommse ma auf neue Ideen, war ich mich grad an´t Überlegen dran gewesen, da fiept et auf einmal aus meine Tasche raus. "Wat du brauchs, is Inspiration!" ruft die Muse von den missglückten Paddelklotz von letztens aus mein Rucksack in mein Gegrübel dazwischen. "Dat heisst heute In-put, dat is Englisch und bedeutet Rein-Tun. Geh mir wech mit dein ausländischet Schönschreibgefasel, da kommt nur Mist bei rum!", motz ich in Gedanken zurück und tu den Holzklotz ganz inputmäßig wieder in den Rucksack rein. Ich wollte ja nich mehr auf solche Holzklotzideen hörn. Und den In-Put hab ich sowieso schon gekricht.

Letztens war ich nämlich im Dings - hier - wie heisst dat? Museum. Aber nur zufällich. War trotzdem schön. Ich wollte ursprünglich nur ma kurz dat Sternenteleskop bekucken. Da hatt´ ich wat von gelesen. Und wie ich letztens nach´n Holzschuhschnitzen inne Stadt rumsteh und auch grad nix zu tun hatte, hab ich fix in mein Reiseführer gekuckt, ebend kurz quer über den Eintrach Sternenteleskop drübbergelesen...blablabla - Wendeltreppe - Monumenthallen - blablabla - Ich denk, die kennze. Auffe Wendeltreppe hasse letztens Mal´n Drehwurm gekricht, alsse dudeldick inne Kneipe auf Klo wolltes. Da warse falsch abgebogen. Unten angekommen war allet duster, aber et war sowat wie ´ne Halle. Dat musset sein. Dat finze auch ohne Karte wieder.

Ich sofort losgelaufen, rein inne Kneipe, inne Ecke die Treppe wiedergefunden, Drehwurm auffe Treppe abgeholt, steht ich auf einmal tüddelich im Braukeller und such dat Teleskop. Dat war natürlich nich da. Ich denk, ja kuckma einer an, so kenns du dich aus. Merkse wat? Bis nonich so richtich viel rumgekommen, ne? Nomma innen Reiseführer gekuckt, Position auffe Karte vermerkt und nomma neu losgelaufen.

Getz kenn ich schon zwei Wendeltreppen in Trent. Die eine geht nach oben und die andere nach unten. Aber nur wennze ebenerdich stehs. Sonst isset umgekehrt.

Bei beiden. Deswegen heissen die Dinger Wendeltreppen. Die wendeln die Richtunk, jenachdem wo du selber stehs. Bisse aber bei die eine oben angekommen, bisse genauso tüddeleich in Kopp wie bei die andere unten. Da tun die sich nix. Und dat geht auch in beide Richtungen. Is immer egal. Hab ich ausprobiert. Einmal Wendeltreppe laufen, dafür krisse 2 Minuten Karussel fahrn gratis.

Aber getz ma auf´n Punkt zu kommen.

Ich mein, die Wendeltreppe war ja nich der Grund, warum ich da war. Et ging ja ursprünglich um dat Teleskopding. Und ich glaub nämlich, dat is kaputt. Klar hab ich da durch gekuckt. Bestimmt 20 Mal. Kannze einstelln wie de willz. Mit Nümmerkes, wo de hinkucken willz. Kriss bloß immer datselbe Bild zu sehn. Oder ich seh einfach schlecht und ich hab den Unterschied nich erkannt. Dat könnte auch sein. Oder vielleicht hab ich dat Nümmerken falsch eingegeben. Wat weiss ich? Et war ja auch keiner da zum Erklärn. Ich hab jedenfalls immer datselbe Bild gesehn. Dat fand ich getz nich so den Brüller. Aber auf´n Wech dahin bin ich nich nur auf 2 verschiedene Wendeltreppen in 4 Richtungen unterwechs gewesen, sondern auch zufällich inne Monumenthallen und irrtümlich im Braukeller. Dat war im Endeffekt eigentlich allet viel intressanter als wie dat kaputte Teleskopding. Also, ich mein, ich bin da ja auch rumgelaufen, wo ich überall war. Und inne Kästen reingekuckt hab ich natürlich auch, inne Monumenthallen. Dat war´n richtiget Touristenkulturprogramm, wat ich mir da ausgedacht hatte. Und wie ich damals so auf mein Kulturtrip war, dacht´ ich, kuckse auch gleich ma inne Bibliothek vorbei. Bei diesen komischen Kauz, der mich damals die Karte gegeben hatte, nachdem er mich kreuz und quer durche Landschaft gejacht hatte. Für seine Brille. Die hätt´ich ma besser behalten solln. Ich seh ja selber nix. Bei den stehn jedenfalls Bücher zum Reinkucken rum. Kannze dich dat ma ankucken, wie en Buch aussieht.

Dat hatte mich nämlich letztens einer gesteckt. Et gäb hier auch Bücher, sacht er. Gesehen hatte ich sowat schomma, aber wieder vergessen. Die könnt´ man sich ankucken und manchmal auch kaufen, meint er. Schon fertich vollgeschrieben. Oder man könnte auch selbst eins schreiben. Bräuchte man vorher´n leeres Buch und schreibt dat einfach selber voll, meint er. Dat wär´im Prinzip´n Klacks. Ob ich nich auch ma´n leeret Buch vollschreiben wollte?, fracht er. Er würd´ dat dann auch wohl für mich lesen. Et wär´nämlich so: Die vollgeschriebenen Bücher wären manchmal sogar teurer als wie leere. Also gebraucht teurer wie neu. Musse dich ma vorstelln. Und manche Leute würden sogar vollgeschriebene Bücher sammeln. Auch, wenn die jemand ganz anderer vollgeschrieben hat. Ganz viele Bücher hätten die. Am liebsten alles verschiedene. Manchmal sammeln die Leute ja jeden Scheiss, ne? Und ich hätte ja schonmma gesacht, dat ich immer so klamm auf Tasche bin. Da könnt´ man vielleicht wat dran verdienen, wenn man vollgeschriebene Bücher an Sammler verkaufen würde, meint er. Ob ich da nich Lust drauf hätte, wollt´er wissen.

Et käm´ nur´n bissken drauf an, wat da so drin steht, in so´n vollgeschriebenet Gebrauchtbuch. Wenn dat wat Gescheites wär, dann wär dat Buch hinterher teurer als wie et noch leer war, weil die Sammler sich dann dadrum kloppen, wer sich dat schlaue Buch innen Schrank stellen darf. Und wenn dat vollgeschriebene Buch keiner haben wollte weil da nur Mist drin steht, dann wär dat ganze Buch auch sonst zu nix mehr zu gebrauchen. Dann hättze ebend Pech gehabt. Man könnte et dann aber immernoch inne Bibliothek ausstellen. "Piepentons sein Buch, wat keiner haben wollte", könnte man dat dann nennen. Dat wär dann bestimmt irgendwann sowat wie den Pharao sein letzten Einkaufszettel. Et müsste nur lange genuch irgendwo verloren gehn und paar Tausend Jahre später wiedergefunden werden. Dann wär´dat wahrscheinlich ruckzuck weltberühmt. Kannze also im Prinzip garnix bei verlieren mit so´n leeret Buch. Dat is wertstabil solange du da nix mit machs oder et wird mit´n bissken Glück später ma Kultur und et will vielleicht sogar schon einer haben, bevors komplett vergessen wurde. Und dann verdiense da wat dran. Also wär dat wohl ganz gut, wenn man da wat Gescheites reinschreiben würde, meint er. Und dat würd er mich wohl zutraun, sacht er. Da hat er mich ja´n Floh mit in´t Ohr gesetzt, ne?

Die Idee fand ich gut. Ich denk, dat machse. Has 2 Goldstücke auffe Bank liegen, getz investierse endlich ma wat in Kultur. Et wurd´ auch langsam Zeit. Du bis ja jetz kein armen Mann mehr und Kultur muss man auch wollen. Dat kost dann ebend Geld, stell dich nich so an.

Und dann hab ich mich´n Buch gekauft. En leeret. Und ich hab et im Gefühl, dat dat vielleicht ma richtich wertvoll werden könnte. Ich muss da nur vorher dat richtige reinschreiben.

Dat liecht getz erstma in´t Lager. Direkt neben die Winterklamotten. Und´n grünen Filzhut hab ich auch schon in Auftrach gegeben.

Und um getz nomma auf dat Thema Planung zurück zu kommen: Der Plan is, dat die Winterklamotten und dat Buch da nich ewich liegen bleiben sollen. Wat ich damit anstell, weiss ich noch nich. Aber hier ging et ja auch erstma nur um die grobe Planung. Dat mit die Details wollt´ ich sowieso erst ausarbeiten, wenn ich mit Hanfernte und Kochen fertich bin. Et is also für heute als Planungsergebnis festzuhalten, dat die neuen Winterklamotten zum Anziehn bei Kälte gedacht sind und dat leere Buch zum Vollschreiben. Vielleicht kann man dat ja sinnvoll kombinieren, damit et nich so teuer wird. Soweit den heutigen Plan.

Dat war mir wichtich, dat dat ma aufgeschrieben wird.

Und getz könnt´ich schon wieder´n Brötchen und ´ne Krummfrucht vertragen vor lauter Grübelei.

Dat is aber auch immer anstrengend. Kannze bald besser Bäume zersägen und Däumchendrehn anstatt so´ne komplizierte Planung von lange Hand zu machen... und aufschreiben. Manchmal fällt mich ja immer erst ein, wat ich sagen wollte, wenn ich vorher einfach schomma mit Reden angefangen hab, kennze dat auch?

Da komm ich mit Schreiben bestimmt garnich hinterher, so schnell muss ich zuhörn wat ich rede, damit ich nachher noch weiss, worum et mir am Anfang ging. Und wat schreib ich denn dann auf? Wat ich vorne sagen wollte oder wat hinten bei rausgekommen is?

Ich seh´ et schon kommen. Wenn ich ma´n Buch schreib, dann muss dat hinterher übersetzt werden, damit man dat auch verstehn kann. Und dann kloppen sich die Gelehrten später jahrhundertelang drum, wie ich dat wohl gemeint haben könnte oder ob dat nich´n Übersetzungsfehler is und ob ich vielleicht doch wat ganz anders gemeint haben könnte. Und dann bin ich nachher Schuld, wenn et den nächsten Glaubenskriech gibt. Da hab ich ja überhaupt kein Bock drauf.

Is wohl besser, wenn ich vorher noch´n bissken wat an meine Ausdrucksweise feilen tu, eh dat ich´n Buch anfang.

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